"      Das fast perfekte Traumhaus      "

 

Es war tiefe Nacht. Der Himmel schien schwärzer den je, wenn das denn überhaupt möglich wäre. Eine starke Windböe durchbrach diese endlose ohrenbetäubende Stille. Die Äste an den Bäumen biegen sich oder brachen ganz ab, fielen zu Boden und wurden immer im Kreislauf vom nächsten Windstoss weggefegt. Auch das Laub auf dem Boden drehte eine raschelnde Runde im Kreis und legte sich nieder. Bill  und Kelly betrachteten aus dem Garten, etwas ängstlich, das große, weiße Haus. Im roten Dachmuster fehlten ein paar Ziegeln und die Fenster waren mit morschen Brettern vernagelt. „Hast du Angst?“ informierte sich Kelly. Sie hoffte das Bill jetzt ja sagen würde, dann konnte sie ihm endlich gestehen welchen Schrecken ihr das Haus einjagte. Doch Bill blieb locker, noch. „Nein, was denkst du denn von mir?“   „Ich schon.“ gestand Kelly ihm und komischerweise machte sich Kellys älterer Bruder nicht über sie lustig. „Warum?“ fragte Bill.  „Kennst du denn nicht die Geschichte mit dem irren Architekten?“  wunderte sich Kelly. Auf ein Kopf schütteln und ein Achselzucken fing sie gleich an ihre Geschichte zu erzählen. „In diesem Dorf lebten einmal zwei Männer die sich aus irgendwelchen Gründen Abgrundtief hassten. Die Namen dieser  Männer sind im nachhinein im Volksmund verloren gegangen. Sagen wir mal der eine Mann heißt Herr Blau und der andere Herr Grün. Herr  Grün war Architekt,“ stellte Kelly vor währen ihr Bruder gespannt lauschte und den Schein seiner Taschenlampe zum Fenster des Hauses schweifen lies. „Und Herr Blau,“ fuhr sie fort. „war ein stolzer Vater drei kleiner Kinder . Nun, irgendwann wollte Herr Blau ein Haus bauen doch der einzige Architekt und Hausbauer war sein Erzfeind Herr Grün. So blieb ihm keine Wahl und sie vertrugen sich und Herr Grün zeichnete ein schönes, dieses, Haus. Herr Blau und seine Familie wollten hier glücklich leben doch beim Bau des Hauses war dem irren Architekten  ein Fehler unterlaufen und innerhalb drei Wochen stürze ein Kind nach dem anderen in eine tiefe Lücke im Boden.“ Nun wollte Kelly die ganze Sache schön Gruselig machen. „Die Eltern, also Herr Blau und seine Frau, sind irgendwann vor Kummer gestorben und ihre Leichen wurden nie gefunden!“  meinte Kelly ihren Bruder erschreckt zu haben und klatschte mit dem Schlusswort ihres Satzes, doch der scherzte: „Sag niemals nie!“ Sie zog den Zeigefinger in Halshöhe von Link nach rechts. „Sie haben sich erhangt!“ schlussfolgerte Bill. Dieser Kerl war einfach nicht zu erschrecken! Nun schaltete Kelly ihre Taschenlampe ebenfalls ein. Sie konnte sich die Szenen im Haus als die Kinder stürzten vor dem geistigen Auge vorstellen. Sie bekam irgendwie das Gefühl das sie sich selbst Angst eingejagt hatte und Bill, auf den die Angst abgesehen war saß ruhig da und kaute auf seinem Kaugummi. „Ich glaube da ist wirklich keiner drin, Kelly echt, komm bitte mit!“  „Hab ich den eine Wahl?“ Bill überlegte kurz und stellte fest: „Nein!“ Mit einem Grinsen schubste er sie aus dem Busch. Dann ging er voran. Die Taschenlampe schien zur Türklinke. „Wir können ja mal klingen oder klopfen, vielleicht bittet uns Herr Grün zu einem Mitternachts – Kränzchen herein – oder war das Herr Blau?“  „Ha ha ha!” Kelly fand das gar nicht lustig als Bill seine blöden Scherze in die Tat um setzen wollte. Er klopfte. Nach einer weile sagte Bill: „Siehst du, keiner da. Vielleicht sind sie ja Einkaufen oder vielleicht – “ „Halt die Klappe, Bill und geh!“ fuhr Kelly ihn an. Bill brach die Tür ein und sie standen in einem Flur. „Wo lang? Gästezimmer oder gleich Essen?“ scherzte Bill, das war dann wohl wieder sein Scherzstunde für Anfänger und Kelly. Sie schubste ihn weiter. Kelly ging ins Wohnzimmer während nun Bill ihr folgte. Hier standen ein zerfledertes, mottenbehaustes, altes Sofa und eine menge umgekippter Regale, Bücher, Zettel und Vasen, Müll und anderer Dreck. Die Geschwister schauten sich alles an , besonders die herum liegenden Zettel. Auf dem einen halb zerrissenen, gelblichen Zettel machte Bill ein tolle Entdeckung. „Schau mal, Kelly, eine Zeichnung von dem Grundriss eines Hauses!“ Nach einem ernsten Blick hatte er erkannt das Kelly das etwas merkwürdig fand und um sie aufzuheitern scherzte er weiter: „’Willste kaufen? Ich mach dir ein Angebot zum Superpreis!“ Das fand Bill dem Anschein nach furchtbar lustig. „Bill das ist von diesem Haus! Und schau, im großen Kinderzimmer ist ein großes rotes x oder ein Kreuz! Lass uns nachsehen!“ Bills Grinsen war verschwunden, tauchte dann aber wieder auf. „Nein du gehst die Treppe da nicht hoch, hier ist nämlich Einsturzgefahr!“ Nun war wenigstens der Scherzmeister in ihm verschwunden. „Nimm diesen albernen Zettel mit, jetzt ist genug mit herumlungern im Haus von Herr Blau, der findet das sicher nicht komisch,!“ Dann fügte Bill noch hinzu: „Außerdem hat er noch nicht aufgeräumt, ist ihm jetzt bestimm peinlich!“ Na ja, noch etwas Scherz klemmte irgendwo noch fest! In diesem Moment ertönte ein ohrenbetäubender Kinderschrei und es klang wie ein Schmerzensschrei es war furchtbar, als spürte man selbst Schmerzen es tat richtig weh! Ihm folgte ein dumpfer Aufschlag eines Gewichts und dann wieder die ewige  Stille. Genau im selben Moment rannten Bill und Kelly wie gestochen los und schrieen wild, fuchtelten mit den Armen und in der ganzen Panik flüchtete Kelly in die falsch Richtung; zur Treppe. Ohne sich im klaren zu sein lief sie hinauf und blieb dann stehen. Mitten im Kinderzimmer war ein großes Loch im Boden(= x oder Kreuz auf dem Grundrissplan)  Kelly drehte sich um, unter ihrem Gewicht war die Hälfte der Treppe eingestürzt! Bill konnte sie nur schwer retten. Beide beeilten sich nach Hause zu kommen.

Einige Wochen später saßen alle am Tisch beim Frühstück, Kelly, Billy, Mutter und Vater. Der Vater holte ein Formular aus der Tasche. „Hier mein Schatz, auf Grund meiner Gehaltserhöhung habe ich dir zum Geburtstag ein ...“ Er trommelte mit den Finger auf dem Tisch und zupfte dann einen Plan aus der blauen Mappe vor die Nase seiner Frau. „Ein Grundriss unseres Haus, welches ich von meinem neuen Freund Herr Grün,“ Bill hatte gerade gekippelt und fiel vor Schreck nach hinten während Kelly sich an ihrem Toast verschluckte, „bauen lassen werde!“ beendet der Vater den Satz. Auf dem Grundrissplan schimmerte mitten in einem Kinderzimmer ein blutrotes Kreuz ...

 

Genau 15 Jahre später stürzte Kelly und Bill schreiend in ein Loch in der halb eingestürzten Treppe.

 

 

Nach einem durchdringendem Schrei im Haus packte etwas unsichtbares Bill und seine kleinere Schwester Kelly an die Schultern und schleppte sie wieder in die ewige Stille.

 

 

 

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